Eine berufsbegleitende Promotion ist nichts Außergewöhnliches mehr.
Von den 196.200 Promovierenden in Deutschland im Wintersemester 2014/15 promovierten 77.000 nebenberuflich (Statistisches Bundesamt, 2016, S. 36).
Nebenberuflich promovieren heißt, dass du an einer Hochschule mit Promotionsrecht einen Betreuer, aber dort kein Beschäftigungsverhältnis hast. Dein tägliches Brot verdienst du dir als Angestellter oder Selbstständiger. Daher spricht man auch von berufsbegleitend promovieren oder externen promovieren.
Die Gründe, sich für eine Promotion im (späteren) Berufsleben zu entscheiden, sind genauso vielfältig wie individuell. So ist es bei manchen Promotionsinteressierten das pure Interesse an einem Thema, einige kommen sonst auf der Karriereleiter nicht weiter, und wieder andere empfinden einen Doktortitel als erstrebenswert, um das eigene Ego aufzuwerten.
(Letztgenannten Grund spekuliere ich übrigens nicht. Das sagt mir die Hälfte meiner Kunden ganz direkt: „Warum ich promovieren will? Ich mache das aus purer Eitelkeit.“
Meinen Grund liest du hier.)
Manche Unternehmen stehen einer Promotion ihrer Mitarbeiter offen gegenüber, regen sie sogar dazu an und gewähren eine Stundenreduzierung oder Auszeit. Wichtig zu wissen: Der Weg in und durch eine externe Promotion kann ganz unterschiedlich sein – es gibt nicht DEN einen.
Aber es gibt immer wiederkehrende Fragen, die mir Menschen stellen, die berufsbegleitend promovieren wollen. Ich antworte dann gerne mit Gegenfragen. Hier sind die 5 Fragen, die du dir stellen solltest.
Sei ehrlich zu dir, die Frage wirst du dir nur selbst beantworten können.
Deine persönliche Motivation für eine nebenberufliche Promotion ist mit Sicherheit eine wichtige (wenn nicht sogar die wichtigste) Voraussetzung für dein erfolgreiches Gelingen. Daher solltest du dich selbst gut hinterfragen, was dich bei dieser umfangreichen Herausforderung antreibt.
Schließlich wirst du dich die nächsten Jahre intensiv mit einem Thema beschäftigen. Ich prophezeie dir viel Freude, aber auch einigen Frust.
Nimm daher deine Motivation für eine Promotion neben der Arbeit genau unter die Lupe:
Das Verfassen einer Doktorarbeit ist sehr zeitintensiv. Du wirst die nächsten Jahre damit beschäftigt sein.
Dabei spukt vielen eine Dauer von drei Jahren im Kopf herum. Statistiken beziffern die durchschnittliche Promotionsdauer auf vier bis fünf Jahre, wobei ganz viele Faktoren miteinfließen:
Bist du Familienvater/-mutter mit zwei Kindern und einer Vollzeitstelle? Dann wirst du sehr wahrscheinlich länger brauchen als ein Single mit einer Teilzeitstelle.
Fakt ist:
Neben deiner beruflichen Tätigkeit ist eine Doktorarbeit in deiner Freizeit ein nicht zu unterschätzender Organisations- und Kraftakt. Wenn du berufsbegleitend promovieren möchtest, solltest du wissen, wie viel Zeit du neben deiner regulären Arbeit und deinem Privatleben für die Doktorarbeit aufbringen kannst:
Aber keine Bange: Auch mit einem geringen Zeitkontingent ist eine nebenberufliche Doktorarbeit zu schaffen, wenn du kontinuierlich dran arbeitest.
Berufsbegleitend promovieren bedeutet, dass du für den Zeitraum der Promotion keine Anstellung an der Hochschule hast. Für die gesamte Dauer bist du also selbst für dein Einkommen zuständig. Da du bereits beruflich tätig bist, umgehst du das Problem der Finanzierung. (Dafür sitzt dir wahrscheinlich das Zeitproblem im Nacken.)
An einer deutschen Universität bleiben die Kosten für Studiengebühren und Ausgaben für Studienmaterial wie zum Beispiel Bücher überschaubar. Dir stehen die Angebote der hochschulinternen Graduiertenzentren (= Serviceeinrichtung für den wissenschaftlichen Nachwuchs) offen, die dich auch zu zusätzlichen Finanzierungsmöglichkeiten beraten.
Entscheidest du dich für eine berufsbegleitende Promotion an einer ausländischen Universität, privaten Hochschule oder via Fernstudium, fallen in der Regel hohe Kosten an. Allein für die Studiengebühren und Reisen zu Präsenz- und Prüfungsterminen können bis zu mehrere Zehntausend Euro Kosten auf dich zukommen.
Es macht also Sinn zu überschlagen, mit welchem finanziellen Aufwand du rechnen kannst.
Bei externen Promotionen gibt oft ein Thema aus dem beruflichen Umfeld den Anstoß zu weiteren Überlegungen.
Irgendetwas funktioniert in der praktischen Umsetzung nicht. Die Ursache für ein Problem in einem Arbeitsprozess soll ergründet und gelöst werden. Oder es werden unterschiedliche Handhabungen zwischen einzelnen Niederlassungen oder Abteilungen eines Unternehmens festgestellt, die jetzt beleuchtet werden sollen.
Die gute Nachricht:
Grundsätzlich ist jedes Thema für eine Bearbeitung denkbar.
Da du berufsbegleitend promovieren möchtest, wirst du nicht um die eigene Themensuche herumkommen. Die ist meiner Meinung nach auch immer vorzuziehen, weil das Thema deine eigene Motivation und Interessen widerspiegelt sowie sehr oft einen konkreten Praxisbezug zu deinem Beruf aufweist. Falls du ein Thema übernimmst, achte darauf, dass es deinen Interessen entspricht. Nur dann kannst du ziemlich sicher sein, etwas zu bearbeiten, was dir über einen langen Zeitraum auch Spaß macht.
Wenn du noch keine Idee hast, dann starte mit folgenden Fragen:
Genauso kannst du dir auch Anregungen aus deinen (vergangenen) beruflichen Tätigkeiten aufschreiben:
Es ist außerdem hilfreich, wenn du dir themenrelevante Literatur ansiehst und dich durch das Internet querliest.
Kommt dir jetzt ein Thema in den Sinn?
Ansonsten
Die Suche nach einem Thema geht für gewöhnlich mit der Suche nach einem Betreuer einher. Mach dich parallel auf die Suche nach einem Doktorvater oder eine Doktormutter, sobald du dein Thema konkreter fassen kannst.
Ein Betreuer ist Voraussetzung für eine Promotion und laut Hochschulgesetze der Länder vorgeschrieben. Alles darüber, wer dich betreuen darf und welche Voraussetzungen für die Betreuung gelten, findest du in der Promotionsordnung der entsprechenden Fakultät.
Dein Themeninteresse sollte weitestgehend mit den Forschungs- und Interessensgebieten deines potenziellen Betreuers übereinstimmen, damit er das Thema auch annimmt beziehungsweise einer Betreuung zustimmt. Da die Betreuung einen großen Einfluss auf deine Motivation haben kann, sollte der Betreuer aber nicht nur dein Thema annehmen, sondern es sollte im besten Fall auch die Chemie zwischen euch stimmen. Es ist dir nicht geholfen, wenn dein Doktorvater oder deine Doktormutter zwar fachlich top, aber nicht erreichbar, unmotiviert oder, das gibt es auch, übermotiviert ist.
3 Tipps für deine Betreuerrecherche
Eine berufsbegleitende Promotion machst du nicht mal so nebenbei.
Sie verlangt von dir viel Disziplin und Durchhaltevermögen neben deinem Job.
Bevor du dich auf die Suche nach einem Thema und einem Betreuer machst, hinterfrage daher deine Motivation, deine zeitliche Verfügung sowie den finanziellen Aufwand.
Viel Erfolg!
Sandra
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