Bewertung der Doktorarbeit: 10 Kriterien, die du kennen solltest

Bewertung der Doktorarbeit: 10 Kriterien, die du kennen solltest

„Was wird eigentlich bei meiner Doktorarbeit bewertet?“

Ab und an fragt mich das mal jemand.
Ich wundere mich, dass die Frage nicht häufiger gestellt wird.

Es gibt 3 Hauptkriterien für die Bewertung

Es gibt drei Hauptkriterien, die bei jeder wissenschaftlichen Arbeit bewertet werden.

Die Bewertung der Doktorarbeit als Beweis eigenständiger, vertiefender wissenschaftlicher Arbeit bildet also keine Ausnahme:

Formales, Methoden und Inhalt

Die drei Hauptkriterien unterteilen sich in der Regel noch mal in verschiedene Unterkriterien, die je nach Hochschule oder Fachbereich variieren können.

Die nachfolgenden 10 Kriterien für die Bewertung sind also nicht in Stein gemeißelt. Du solltest sie jedoch zumindest einmal gelesen haben und sie dir bei der Erstellung deiner Doktorarbeit in regelmäßigen Abständen vor Augen halten.

Ein Tipp vorweg:
Viele Fakultäten veröffentlichen ihre Kriterien für die Bewertung der Doktorarbeit direkt auf ihren Internetseiten oder in ihrem Leitfaden für das wissenschaftliche Arbeiten. Ein Blick auf die Fakultätsseite, insbesondere auf die Seiten Dekanat, Studium und Promotion, lohnt sich also immer.

Scheue dich auch nicht, an entsprechender Stelle nachzufragen, wenn du die Informationen nicht findest oder etwas nicht verstehst. Am besten fragst du auch zusätzlich deine Betreuer auf was sie besonders Wert legen.

Für mich hat zum Beispiel von den drei Hauptkriterien Formales am wenigsten Gewicht. Und ehrlich gesagt erwarte ich bei einer Dissertation, dass das Formale sitzt. Trotzdem freue ich mich jedes Mal über formal ansprechende Arbeiten.

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Bewertung der Doktorarbeit: Alle 10 Kriterien auf einen Blick


Formales
1. Gestaltung
2. Rechtschreibung
3. Zitierweise

Methoden
4. Methodenwahl
5. Methodenanwendung
6. Ergebnisinterpretation

Inhalt
7. Gliederung
8. Problemstellung und Zielsetzung
9. Literatur
10. Problemlösung

1. Gestaltung

Eine einheitlich gestaltete Arbeit ist optisch ein Genuss und bereitet deinem Betreuer (garantiert) gleich mehr Freude beim Lesen.

Mit einer Arbeit, die aussieht wie „Kraut und Rüben“ (sagen wir hier im Ruhrpott für unordentlich/chaotisch) oder die „an den ersten Gehversuch in Word erinnert“ (sage ich) wirst du dir mindestens ordentlich Minuspunkte einfangen.

Die Vorgaben für die formale Gestaltung findest du im Leitfaden für das wissenschaftliche Arbeiten. Sprich die Vorgaben zusätzlich mit deinem Betreuer ab, um auf der sicheren Seite zu sein.

Zu der Gestaltung zählt auch die Vollständigkeit der Doktorarbeit. Achte also darauf, dass du deiner Arbeit alle geforderten Verzeichnisse, Anhänge und Erklärungen beifügst.

2. Rechtschreibung

Deine Arbeit solltest du auf jeden Fall mehrmals selbst korrigieren.

Zwischen dem Schreiben und der Korrektur lässt du mehrere Tage Abstand, damit du mit einem frischen Kopf ran gehst.

Mit der Zeit wirst du jedoch automatisch betriebsblind für dein geschriebenes Werk. Trotz frischem Kopf wirst du Rechtschreib- und Grammatikfehler leichter oder ganz übersehen.

Lass die Arbeit also am besten zum Schluss von einer weiteren Person lesen.

(Randnotiz: Deine Betreuer beschweren sich sicherlich nicht über einen Rechtschreibfehler hier und da. Das passiert und fällt meist auch gar nicht auf. Aber fünf Fehler pro Seite hinterlassen auf gar keinen Fall einen guten Eindruck. Vier auch nicht. Du weißt, was ich meine.)

Des Weiteren wird auch dein sprachlicher Ausdruck bewertet.

Schreibst du kurz und verständlich oder muss der Betreuer jeden Satz drei Mal lesen, weil er umständlich formuliert ist?

Setzt du Fachtermini präzise ein? Oder gar nicht? Oder strotzt dein Text nur so davon, dass selbst der Betreuer nicht mehr hinterherkommt? Drückst du dich in einer verständlichen Wissenschaftssprache aus oder schreibst du, wie du sprichst?

Wenn du gerne verschachtelte Sätze schreibst, in Umgangssprache verfällst oder streckenweise den Argumentationsfaden verlierst, ist das auch eher ein K. O.-Kriterium für die Bewertung.

Willst du zusätzliche Sicherheit, ob deine Doktorarbeit auch stilistisch in Ordnung ist, dann rate ich dir zu einem professionellen Lektorat.

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3. Zitierweise

Gestaltung top? Rechtschreibung, Grammatik und Ausdruck top?

Verhauen kannst du den formalen Teil trotzdem, wenn du nicht korrekt und einheitlich zitierst.

Drei Hinweise:

  1. Lege den Zitierstil direkt zu Beginn der Arbeit fest und behalte ihn bei.
  2. Sprich den Zitierstil mit deinem Betreuer ab. Es artet in unfassbare Mehrarbeit aus, wenn er am Schluss was anderes will, als du angewendet hast.
  3. Belege deine Zitate im Text sofort mit einem Quellenverweis und nimm die Quelle sofort in das Literaturverzeichnis auf.

4. Methodenwahl

Ein Methodenteil ist Bestandteil jeder wissenschaftlichen Arbeit – unabhängig von der quantitativen oder qualitativen Ausrichtung.

Darin skizzierst du die methodische Durchführung deiner Forschung und begründest die Methodenwahl. Das ist wichtig, um im späteren Verlauf der Arbeit deine Ergebnisse nachvollziehen zu können.

Wendest du qualitativen Methoden an, ist die Nachvollziehbarkeit umso wichtiger, weil bei qualitativen Methoden der Standardisierungsgrad niedrig und der Interpretationsspielraum hoch ist.

5. Methodenanwendung

Selbstverständlich muss deine gewählte Methode oder deine gewählten Methoden auch zu deiner Forschungsfrage passen. Frage dich also immer, ob du das, was du erforschen möchtest, tatsächlich mit deiner gewählten Methode herausbekommen kannst.

Dabei müssen die Leser deiner Arbeit immer nachvollziehen können, warum du was gerade wozu machst und wie du schlussendlich zu deinen Ergebnissen gekommen bist.

Bewertet werden kann außerdem die Kreativität in der Methodenwahl beziehungsweise dem Methodenansatz, die methodische Vielfalt oder die eigene Entwicklung von Methoden.

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6. Ergebnisinterpretation

Die Interpretation der Ergebnisse geht über das bloße Beschreiben oder die (grafische) Darstellung der Ergebnisse hinaus. Daher ist die Ergebnisinterpretation für viele der anspruchsvollste und schwierigste Teil der ganzen Arbeit.

Die Ergebnisse werden in den aktuellen Wissenstand eingeordnet und mit Theorien, Daten und/oder Ergebnissen anderer Autoren verglichen und erläutert. Eine umfangreiche Kenntnis der einschlägigen Literatur ist daher Pflicht (siehe Bewertungskriterium 9).

Zudem wird bewertet, welche neuen wissenschaftlichen Erkenntnisse die eigenen Ergebnisse dem Fachbereich bringen.

7. Gliederung

Anhand der Gliederung der Arbeit sollte der Leser auf den ersten Blick „klar im Bilde“ sein, worum es in der Arbeit geht.

Positiv bewertet werden ein logischer Aufbau, eine klare Aufteilung und die angemessene Gewichtung der einzelnen Kapitel.

Schreibst du zum Beispiel eine sehr ausladende Einleitung und dafür nur eine Seite zu den Ergebnissen, kommt das nicht gut an.

Oft findet sich in dem Leitfaden zum wissenschaftlichen Arbeiten ein Hinweis auf die maximale Anzahl der Gliederungsstufen. Ob eine Untergliederung in Kapitel 5.2.4.1 und tiefer Sinn macht, hängt sicherlich auch vom Umfang der Arbeit ab.

In einem Punkt herrscht allerdings Einigkeit: Wenn du ein Kapitel untergliederst, muss die Gliederungsstufe mindestens zwei Punkte enthalten. Oder anders: kein Kapitel 2.1 ohne Kapitel 2.2.

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8. Problemstellung und Zielsetzung

Hast du dein zu bearbeitendes Problem nachvollziehbar hergeleitet sowie klipp und klar eingegrenzt?

Und passt die Zielsetzung deiner Arbeit dazu?

Wenn du deine Frage-/Problemstellung zu breit und allgemein anlegst oder sehr uneindeutig formulierst, wirst du gar nicht alles bearbeiten können, was du dir vorgenommen hast. Oder du weißt nicht, was du eigentlich genau bearbeiten willst und verzettelst dich in zu vielen Baustellen.

Folglich bleibt deine Arbeit inhaltlich "schwammig". Du wirst immer nur an der Oberfläche kratzen, um das Thema herumeiern und einfach nicht auf den Punkt kommen.

Und das ist keine gute Voraussetzung für eine gute Bewertung.

9. Literatur

Nur weil das Literaturverzeichnis ganz am Ende der Arbeit erscheint, darf es auf keinen Fall vernachlässigt werden.

Auch hier wird eine einheitliche Gestaltung bewertet (siehe dazu im Leitfaden für das wissenschaftliche Arbeiten nach, wie die Quellen im Literaturverzeichnis angegeben werden sollen).

Die Literatur sollte zudem dein zu erforschendes Thema in angemessener Breite und Tiefe abdecken. Heißt auf Deutsch: Es ist nicht ausreichend, wenige Bücher als Quelle zu verwenden und/oder seitenlang immer und immer wieder aus ein und demselben Buch zu zitieren.

Nicht wenige Betreuer (lassen) kontrollieren, ob die im Text verwendeten Quellen im Sinne der Vollständigkeit auch alle im Literaturverzeichnis aufgeführt sind.

Außerdem wird in der Bewertung auf die Aktualität und Wissenschaftlichkeit der Quellen geachtet.

Übrigens:
Internetquellen werden häufig falsch angegeben, indem lediglich die URL in das Literaturverzeichnis und den Zitationsbeleg aufgenommen wird.

Eine Internetquelle wird genau wie eine Buchquelle behandelt. Sie wird also mit Autor, Erscheinungsjahr und Titel sowie zusätzlich mit der URL und dem Datum des letzten Abrufs im Literaturverzeichnis angegeben.

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10. Problemlösung

Zu guter Letzt wird bewertet, ob die Fragestellung beziehungsweise das Problem der Arbeit gelöst werden konnte.

Vereinfacht gesagt: Ist das, was du in der Einleitung unter Problem und Zielsetzung definiert hast (siehe Bewertungskriterium 8) auch am Ende herausgekommen?

Falls nicht, ist das kein Drama, denn auch das gehört zum wissenschaftlichen Arbeiten.

Deshalb findet abschließend die kritische Reflexion deines eigenen Vorgehens immer Berücksichtigung in der Bewertung.

Dazu gehört zum Beispiel die selbstkritische Auseinandersetzung mit den eigenen erhobenen Daten, das Hinterfragen der eigenen wissenschaftlichen Genauigkeit oder die Begründung, warum eventuell etwas nicht funktioniert hat.


Ganz schön viel Informationen, was?
Bei Fragen zu der Bewertung der Doktorarbeit schreib mir gerne einen Nachricht.

Herzliche Grüße
Sandra


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