Dass ich mir mal eine Promotion finanzieren müsste, hätte ich zu Beginn meines Studiums nicht gedacht.
Doch das Angebot meines späteren Doktorvaters, bei ihm berufsbegleitend über die Bedeutung von geographischer Bildungsarbeit im Rahmen meines Tsunami Education Projects in Sri Lanka zu promovieren, konnte ich nicht ablehnen.
In diesem Blogartikel berichte ich ehrlich und ausführlich, wie ich meine Doktorarbeit selbst finanziert habe und welche Möglichkeiten der Finanzierung es sonst noch gibt.
Für mich stand fest, dass ich mir nach meiner Rückkehr aus Sri Lanka einen Job suche und mich zusätzlich für ein Promotionsstipendium bewerbe. (Hätte mir im Vorfeld mal jemand gesagt, dass ich gar keine Chance auf ein Stipendium hatte, hätte ich meine Zeit und Energie lieber in andere Dinge gesteckt.)
Da die Bewerbung für ein Promotionsstipendium aufgrund von Recherche, Unterlagenzusammenstellung und Bewerbungsverfahren einen längeren Vorlauf benötigte, lag mein Fokus auf einer neuen Arbeitsstelle.
Die fand ich schneller als gedacht beim Studierendenservice der Ruhr-Universität Bochum. Allerdings war es eine Stelle mit geringer Stundenanzahl und reichte nicht aus, um mir meine Lebenshaltungskosten auf Dauer zu finanzieren.
Mittlerweile hatten sich zwei, drei Stipendienmöglichkeiten aufgetan. Zu dem Zeitpunkt hoffte ich, eines davon zu ergattern. Denn die Kombination mit der Arbeitsstelle wäre perfekt gewesen, um mich zeitlich voll und ganz auf meine Doktorarbeit zu fokussieren.
Long story short:
Ich wurde bei allen Promotionsstiftungen abgelehnt. Auch nach einem Assessment Center. Das hat mich mit Blick auf die Finanzen frustriert.
Noch frustrierender war allerdings ein Vier-Augen-Gespräch, in dem mir ganz deutlich gesagt wurde, warum ich bei den Promotionsstipendien keine Chance hatte: „Frau Laskowski, ihre Diplomnote von 1,9 reicht nicht aus. Da können Sie noch so viel ehrenamtliches Engagement, Praktika und so weiter mitbringen. Am Ende zählen die harten Vergleichsfakten.“
Tatsächlich habe ich zu diesem Zeitpunkt kurz überlegt, ob es nicht besser wäre, die Promotion an den Nagel zu hängen.
Aber ich wollte das Tsunami Education Project, in das ich so viel Herzblut, Wissen und Zeit investiert hatte, unbedingt wissenschaftlich aufarbeiten. Und für mich stand außer Frage, meinen Kollegen Thorsten mit der zugesagten Teamdissertation hängen zu lassen.
Mir wurde klar, dass die Lösung entweder eine andere oder eine zweite Arbeitsstelle bedeutete. Zwar schien es mir ein ambitioniertes Vorhaben, meine Doktorarbeit neben einer Vollzeit oder zwei Teilzeitstellen zu bestreiten, aber aufgeben wollte ich auch nicht.
Und während ich noch grübelte, kam die Möglichkeit schneller als gedacht: Bei einem zufälligen Gespräch mit einer ehemaligen Schulkollegin vermittelte sie mir quasi beiläufig eine weitere Teilzeitstelle in einem Auftragsforschungsinstitut.
Meine finanziellen Mittel hatten sich erhöht, dafür schrumpfte die mir zur Verfügung stehende Zeit, an der Doktorarbeit zu schreiben.
Ein gut ausgeklügelter Zeitplan für die Bearbeitung der Teamdissertation sowie eine durchdachte Arbeitsteilung erleichterten mir meinen Alltag. So nahm ich zum Beispiel nicht an jedem noch ausstehenden Termin für die Experteninterviews teil oder übernahm die statistische Auswertung unserer Fragebögen, die weniger zeitaufwendig war.
Trotzdem kam ich bald an meine Belastbarkeitsgrenze, denn rückblickend war allein die Logistik der zwei Arbeitsstellen eine Herausforderung für sich:
Ich pendelte nicht nur zwischen zwei Städten hin und her, sondern musste mich auch gedanklich auf komplett unterschiedliche Themen einstellen. In der Regel arbeitete ich an unterschiedlichen Tagen an den Standorten, doch ab und an kam es vor, dass mir der Dienstplan keine Wahl lies und ich dann morgens im ersten und nachmittags im zweiten Job arbeitete oder umgekehrt.
Nach einem vollen Arbeitstag war ich zu erschöpft, um etwas Sinnvolles aufs Papier zu bringen, geschweige denn, mich überhaupt zu konzentrieren. Ich habe es versucht, aber es hat nicht funktioniert. Nach kurzer Zeit gab ich es auf, mich abends noch an den Schreibtisch zu setzen.
Ich beschloss, nur noch an den Wochenenden und an Feiertagen an der Doktorarbeit zu schreiben. Weniger konzentrationslastige Tätigkeiten wie Literatur sortieren, Grafiken erstellen oder Organisatorisches wie Besprechungen mit Thorsten erledigte ich weiterhin unter der Woche. Die freien Abende reservierte ich mir für meine Erholung und den sportlichen Ausgleich.
Der konsequenteste Einschnitt war sicherlich mein selbstauferlegtes Feierverbot. Am Wochenende bis in die Puppen feiern und dann ausschlafen war nicht mehr, denn dann war ja mein halber produktiver Tag schon vorbei.
Ich habe das Feierverbot, das für mich im Rückblick sehr hart klingt, bis auf die Geburtstagsfeier einer Freundin diszipliniert durchgezogen.
Und so haben wir unsere Doktorarbeit in der von uns angedachten Zeit erfolgreich fertiggeschrieben.
Der klassische Weg ist die Promotion an einem Lehrstuhl, also eine sogenannte interne Promotion. Hierbei bist du während deiner Promotionszeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität angestellt und bekommst jeden Monat dein Gehalt. Je nach Fachbereich kann dies eine Vollzeit- oder Teilzeitstelle sein.
Die Aufnahme in ein Graduiertenkolleg oder Promotionsprogramm ist häufig mit einem Stipendium verbunden. Du wirst dann als Doktorand zum Beispiel von der Helmholtz-Gemeinschaft oder der DFG finanziert. Zusammen mit anderen Doktoranden forschst du zu deinem Fachbereich oder zu einem bestimmten Thema. Die Promotion läuft sehr strukturiert ab und wird durch Lehrveranstaltungen, Workshops und Seminaren sowie Kolloquien ergänzt.
Die Finanzierung über ein Stipendium ist der Klassiker schlechthin. Hierbei hast du die Wahl zwischen den 13 Begabtenförderungswerken mit bekannten Namen wie der Konrad-Adenauer-Stiftung, die auch Promotionsstipendien vergeben.
Um ein Promotionsstipendium zu bekommen, zählt neben deiner fachlichen Kompetenz auch dein politisches oder gesellschaftliches Engagement. Dieses muss auch mit dem Selbstverständnis des jeweiligen Begabtenförderungswerks zusammenpassen. Auf die Bewerbung um ein Stipendium folgt häufig ein Assessment Center zur Stipendiaten-Auswahl.
Industriepromotionen werden hauptsächlich in den MINT-Fächern angeboten und sind vergleichbar mit der berufsbegleitenden Promotion, bei der du in deinem regulären Job weiterarbeitest.
Bei einer Industriepromotion handelt es sich um eine Kooperation zwischen einem Unternehmen und einer promotionsberechtigten Hochschule. Du bist während der Promotionszeit in dem Unternehmen als Doktorand angestellt und forscht dabei in der Regel zu einem von dem Unternehmen vorgegebenen Thema.
Ergänzend zu den genannten Möglichkeiten oder als alleinige Finanzierung vergibt zum Beispiel die Förderbank KfW (Kreditanstalt für Wiederaufbau) unabhängig vom Einkommen einen Studienkredit. Sie unterstützt Promovierende mit monatlich bis zu 650 Euro für bis zu maximal sechs Semester.
Studienkredite beziehungsweise Promotionskredite kannst du auch über Banken und Sparkassen bekommen. Hier solltest du die Konditionen genau vergleichen.
Als Doktorand kannst du gegebenenfalls für die Jahre der Promotion auch auf finanzielle Unterstützung durch deine Familie oder deinen Partner zurückgreifen.
Wie du siehst, gibt es vielfältige Möglichkeiten, wie du dir deine Promotion finanzieren kannst. Infrage kommt auch gegebenenfalls eine Kombination aus mehreren Wegen.
Aus eigener Erfahrung kann ich natürlich sagen, dass eine berufsbegleitende Promotion ein zusätzliches Quäntchen an Selbstdisziplin erfordert, da die zur Verfügung stehende Zeit durch den Beruf einfach stark begrenzt ist.
Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Promotion und der Finanzierung.
Herzliche Grüße
Sandra
Ich unterstütze dich bei deiner Entscheidung für oder gegen eine berufsbegleitende Promotion.
Wenn
dann hol dir hier meine Entscheidungshilfe.