Im trüben Herbst saß ich da.
In Bochum.
Ich hatte gerade eine Masterclass absolviert und steckte mitten in den Vorbereitungen für meinen ersten Launch.
Im Hinterkopf überlegte ich zur Ablenkung meine traditionelle Dezember-Reise und suchte etwas ziellos nach passenden, sonnigen Orten. Da war doch mal was mit Teneriffa? Und natürlich browste ich auch auf den Seiten von verschiedenen Colivings, denn mein erstes Coliving auf Malta war noch ganz frisch und sehr präsent.
Plötzlich dachte ich:
„Warum diesen Winter nicht Reisen und Arbeiten verbinden? Wenn ich schon viel arbeite, dann wenigstens in der Sonne!“
Gedacht, gegoogelt.
Lies hier über meine zweite Coliving- und Coworking-Erfahrung auf Teneriffa, meine Begeisterung für Kieran und sein Team von Night Skies Tenerife, meine anderen Ausflüge und Empfehlungen und was für mich auf gar keinen Fall mehr infrage kommt.
Vor Ort musste ich dieses Mal gar nicht oft erklären, warum ich denn ausgerechnet nach Teneriffa gekommen bin. Irgendwie schien es unausgesprochen selbstverständlich, dass man zur Online-Arbeit und Erholung nach Teneriffa kommt. Teneriffa quillt gefühlt über von Remote Workern, Digital Nomads oder wie man uns auch nennen mag.
Aber wenn ich gefragt wurde, dann gab es zwei Antworten:
Wer mich etwas kennt, der weiß, dass für meine Reiseziele gilt: „Ich reise möglichst dahin, wo ich noch nie war“. Da ich vorher noch nie auf Teneriffa war, wäre das allein mal wieder Grund genug gewesen.
Antwort #2 stellte sich bald als nicht ganz so selbstverständlich heraus. Zwar gibt es auf Teneriffa einige Colivings, aber Plätze sind – zumindest spontan – nicht zu bekommen. Wirklich alles ist über Wochen im Voraus ausgebucht. Kurzfristig geht es nur, wenn jemand absagt. Fast jeder in unserem Haus wollte seinen Aufenthalt verlängern, aber zumindest die Suche nach einem freien Zimmer in einem Coliving gestaltete sich als unmöglich.
Meine Wahl fiel auf das Cactus Coliving in Valle de San Lorenzo.
Dort hat die Besitzerin Maria eines der ältesten und geschichtsträchtigsten Häuser im Süden Teneriffas in ein wahres Schmuckstück von Coliving verwandelt, Weinkeller und neuer Anbau inklusive.
Ein bisschen ab vom Schuss im Inland und weg vom Trubel der Strände bietet das Haus Platz zum Arbeiten, eine gute und stabile Internetverbindung, eine Dachterrasse, einen Garten und viele Mitbewohner.
Maria ist zudem sehr darauf bedacht, ein buntes Wochenprogramm für die Bewohner anzubieten. So gab es während meines Aufenthalts tägliche Yoga-Stunden, Wanderausflüge ins nahe Umland, gemeinsame Kochabende, einen Barraquito-Workshop (Kaffeespezialität mit Likör), eine Weihnachts- und Heilige Drei Könige-Feier sowie weitere gemeinsame Aktivitäten. Außerdem dürfen sich die Bewohner über frisches Obst aus lokalem Anbau und selbst gebackenes Brot freuen.
Im beschaulichen Ort Valle de San Lorenzo mit ein paar Tausend Einwohner findet man außerdem alles, was man zum täglichen Leben benötigt. Allerdings sollte man ein paar Brocken Spanisch mitbringen, denn die Einheimischen im Ort sprechen so gut wie kein Englisch. Ohne geht aber auch – halt wie überall auf der Welt mit Hand und Fuß.
Wie gesagt, bin ich erneut hauptsächlich wegen der Sonne und gezielt zum Arbeiten weggeflogen. Allerdings ließ die Sonne von Mitte Dezember bis kurz vor Weihnachten auf sich warten. Wir hatten wolkenverhangene Tage, Regen (selten im Süden) und es war schon recht kühl.
Quasi mit Tag 1 stürzte ich mich direkt in die Arbeit, denn ich wollte die Zeit nutzen, um an meinem neuen Online-Kurs zu arbeiten und die Werbemaßnahmen vorzubereiten. Das hat auch gut funktioniert. Wie aus Malta-Zeiten gewohnt, unterschied sich mein Arbeitsalltag auch dieses Mal nicht sehr von dem in Deutschland. Ich stand morgens früh auf, arbeitete, machte eine Mittagspause, arbeitete weiter und klappte irgendwann abends den Laptop zu.
Das blieb meinen Mitbewohnern nicht verborgen und bald sprach mich jede/r darauf an: „Sandra, du bist so fokussiert“, „Sandra, du bist so strukturiert“, „Sandra, du arbeitest den ganzen Tag.“ Das hat mich schon etwas nachdenklich gemacht (die Tage gingen aber auch echt verdammt schnell rum), andererseits war ich ja genau aus diesem Grund nach Teneriffa gekommen.
Anders als auf Malta stellte sich jedoch kein Gefühl von Leichtigkeit, Beschwingtheit oder Feiertagsstimmung ein. Das lag zum einen daran, dass ich wirklich viel Arbeit vor der Brust hatte und zum anderen daran, dass ich fast drei Wochen sehr schlecht schlief.
Schuld war ich selbst, denn ich hatte gegen mein eigenes besseres Wissen ein Bett im 5-Bett-Schlafsaal des Colivings gebucht. (Ergänzend muss ich erwähnen, dass es zu meiner Buchungszeit keine Option auf ein eigenes Zimmer mehr gab.)
„Ach, das wird bestimmt lustig und gar nicht so schlimm“, dachte ich damals. Wurde es leider doch.
Dabei konnten meine Mitbewohner da zum Großteil gar nichts zu. Denn ich bin 1. sehr geräuschempfindlich und 2. leben wir in einem sehr alten und hellhörigen Haus, wo jeder Schritt knarzt (im Schlafsaal mit Holzdielen ganz besonders). Trick 17 mit Ohrstöpseln half leider auch nicht. Ein wenig geholfen hat mir der ASMR Rain Recordings Podcast.
Meiner Arbeitsproduktivität tat das keinen Abbruch, aber meiner Laune war das nicht so zuträglich. Gott sei Dank wurde für eine Woche ein Einzelzimmer frei, in dem ich erholsamen Schlaf fand. Danach wechselte ich noch mal bis zum Abflug in den Schlafsaal.
Ganz großes Learning:
Nie wieder ein Zimmer mit anderen teilen!
Das war mir eigentlich schon vorher klar, hatte ich aber in der Coliving-Euphorie vergessen. 🤷♀️
Als Geographin kann ich natürlich nirgendwo hinreisen, ohne die Gegend zu erkunden. Und so habe ich mir auch auf Teneriffa die Zeit genommen, meine Umgebung und die Insel zu entdecken.
Da ich keinen Mietwagen hatte, war ich auf das öffentliche Bussystem von Transportes Interurbanos de Tenerife (TITSA) angewiesen, was auf Teneriffa sehr gut ausgebaut ist. So gibt es auch in Valle De San Lorenzo mehrere Haltestellen – allerdings fahren die Busse nur alle 40 bis 60 Minuten.
Doch egal, ob ich auf eigene Faust unterwegs war oder zu einer Tour abgeholt wurde – um zu meinen Wunschzielen zu kommen, musste ich oft erst von Valle de San Lorenzo nach Los Cristianos an die Küste fahren. Das dauerte je nach Verkehr ca. 20-30 min. Von Los Cristianos bekommt man dann an der Haupthaltestelle problemlos eine Verbindung in alle Himmelsrichtungen.
Ich habe zur Auskunft immer die Website oder App von TITSA benutzt, wobei sich mir die Handhabung und vor allem die irritierende Anzeige der Busankunft (nicht Abfahrt) bis zum Schluss nicht erschlossen hat. Super hingegen: Der günstige Fahrpreis (ab 1,45 € pro Fahrt ist man dabei) und die aufladbare TEN+ Card, bei der man pro Fahrt ca. 30 Cent spart.
Roque de Jama
Monkey Park
El Teide und der Norden
La Gomera
El Médano
Santa Cruz
La Laguna
El Teide zur Sternenbeoachtung
Valle de San Lorenzo
Granadilla de Abona
Auch mein zweites Coliving und Coworking habe ich genossen!
Ehrlicherweise muss ich aber gestehen, dass mich Teneriffa im Gegensatz zu Malta nicht so sehr „gepackt“ hat. Der Vergleich ist unfair, ich weiß, war aber ungewollt ständig präsent.
Ein Monat ist mir immer noch viel zu kurz, um richtig im Coliving und dem Ort anzukommen. Ich schau mal, wie ich es beim nächsten Mal für eine längere Zeit löse.
Als Notiz an mich selbst erwähne ich es noch mal: Nie wieder ein Gemeinschaftszimmer!
Und nein, ich weiß noch nicht, wann und wohin es das nächste Mal geht.
Witzigerweise ist das mittlerweile die mit Abstand häufigste Frage von Freunden an mich. Da ich aber das Inselbereisen ziemlich gut finde, wird es wahrscheinlich wieder eine Insel werden.
Ich lasse es euch wissen & bis dahin herzliche Grüße
Sandra
Kribbelt es dir bei dem Gedanken an Teneriffa in den Fingern?
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