Im Januar 2023 saß ich daheim, mitten in einem Wasserschaden in der Wohnung.
Böden rausgerissen, keine Küche. Die Handwerker kamen und gingen, wie es ihnen gerade passte.
Ich konnte weder vernünftig Termine planen, noch konnte ich in Ruhe arbeiten, wenn die Handwerker tatsächlich mal rumhämmerten.
Mein viertes Coworking war nicht weit im Voraus geplant, die Entscheidung fiel spontan und aufgrund der beschriebenen Situation sehr leicht.
Meine Wahl fiel dieses Mal auf Wien.
Lies hier über meine vierte Coworking-Erfahrung, meine Begeisterung für die Seestadt, meine Ausflugtipps und das teuerste Stück Kuchen.
Ich fand Wien schon immer super!
Seit ich Anfang der 2010er-Jahre beruflich zu mehreren Kongressen in Wien war und die Stadt bereits erkunden konnte, wollte ich immer mal wieder hin. Meine Erinnerungen verblassten auch allmählich.
Daher stand Wien für dieses Jahr trotz meiner Devise „Ich reise möglichst dahin, wo ich noch nie war“ auf meiner Wunschliste.
Das lag vor allem auch daran, weil ich mit meiner Kollegin Margret aus Wien schon länger darüber geredet hatte, sie mal zu besuchen. Praktischerweise war in ihrem Wohnhaus eine Wohnung zur Zwischenmiete frei. Noch praktischer: im Untergeschoss befindet sich ein Coworking-Bereich.
So landete ich dieses Mal nicht im einem „klassischen“ Coliving, sondern im Wohnprojekt Seestern Aspern.
Vor Ort musste ich natürlich wieder erklären, wie und warum ich nach Wien gekommen bin. Lustigerweise war bereits das ganze Wohnhaus über meinen Aufenthalt informiert, denn im Seestern geht es um eine aktive und miteinander gestaltende Nachbarschaft.
Interessanterweise nahmen viele meiner neuen Bekanntschaften an, dass ich in Wien bleibe. Sie waren ganz verdutzt, als ich mich nach fünf Wochen wieder verabschiedete.
Die im Nordosten gelegene Seestadt Wien ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Seit einigen Jahren entsteht noch bis in die 2030er-Jahre ein komplett neuer Stadtteil.
Die Seestadt bietet dann Wohnraum für mehr als 25.000 Menschen und über 20.000 Arbeits- und Ausbildungsplätze. Sie ist bereits heute weitestgehend autofrei, aber vom Wiener Stadtzentrum mit der U-Bahn und Regionalzügen sehr gut erreichbar. In der Seestadt selbst und in die angrenzenden Gebiete kommt man mit dem Bus zügig ans Ziel.
In der Seestadt fühlte ich mich gleich an den neuen Amsterdamer Stadtteil Almere erinnert, denn ich im letzten Jahr besuchte. Das ökologisch, verkehrsfrei und nachhaltig konzipierte Almere befindet sich aktuell auch noch im Bau, denn im letzten Jahr fand auf dem Gelände die Floriade Expo 2022 statt. Die Floriade lieferte Ideen und Lösungsansätze für eine weltweit grünere, lebenswerte und attraktive Stadtentwicklung, jetzt wird die Straßen- und Gebäudeinfrastruktur der Floriade für den Ausbau von Almere genutzt.
Ein Fokus der Seestadt liegt auf der Vernetzung und dem Miteinander der Bewohner und Unternehmen, sodass es vielfältige Freizeit-, Sport-, Bildungs-, Kultur- und Businessangebote gibt.
Für den täglichen Bedarf finden sich fußläufig drei Supermärkte, ein Drogeriemarkt, zwei Bäcker, eine Bank, eine Poststelle, eine Apotheke, diverse Ärzte und mehrere kleinere Geschäfte. Ein paar Lokale runden das Angebot ab. Ansonsten ist die Seestadt eher ruhig. Für mehr Einkaufsmöglichkeiten oder Unterhaltung muss man Richtung Innenstadt fahren.
Das Wohnprojekt befindet sich am südlichen Rand der Seestadt. Es ist als gemeinnütziger Verein organisiert und wurde von den Bewohnern in einem gemeinsamen Gestaltungsprozess nach individuellen und gemeinschaftlichen Wünschen errichtet.
So gibt es den bereits erwähnten Coworking-Bereich, der auch von Externen angemietet werden kann. Hier habe ich mir für den März einen Schreibtisch gemietet und konnte sehr produktiv an meinen Projekten arbeiten.
Des Weiteren gibt es im Haus eine Gemeinschaftsküche mit Indoor-Spielbereich für die Kinder, eine Terrasse sowie eine Dachterrasse, eine Sauna, ein Kaminzimmer, eine Waschküche und einen Multifunktionsraum.
Im Letztgenannten finden regelmäßig Sportangebote statt. Ich habe mich sofort bei Fit mit Michi eingebucht.
Als Geographin kann ich natürlich nirgendwo hinreisen und nur im Coworking arbeiten. Auch in Wien habe ich mir die Zeit genommen, die Stadt (wieder) zu entdecken.
Wie immer war ich auf das öffentliche Bus- und Bahnsystem angewiesen, was in Wien ein absoluter Traum und im Vergleich zu Deutschland absolut günstig ist (okay, bis zur Einführung des 49 EUR-Tickets). Mit den Öffis kommt man überall hin – Busse, U-Bahnen, Regionalzüge und S-Bahnen sind alle inklusive.
Von der Seestadt gelangt man mit der U2 in gut 20 min in das Wiener Zentrum. Ich habe zur Auskunft immer die Website der Wiener Linien oder die App Wien Mobil benutzt. Da ich einen ganzen Monat vor Ort war, habe ich mir ein Monatsticket für 51 EUR gekauft. Alternativ gibt es natürlich auch Einzeltickets, Tagestickets oder gleich die Jahreskarte für unschlagbare 365 EUR.
Wien-Besucher können sich auch Kombitickets für Öffis und Sightseeing holen, zum Beispiel die Vienna City Card, den Vienna Pass oder den Easy City Pass. Die lohnen sich meiner Meinung nach vor allem, wenn du kurz in der Stadt bist und viele Museen und Attraktionen besuchen möchtest.
Wem das zu unübersichtlich ist, der kann sich in der Wiener Tourismuszentrale beraten lassen. Übrigens auch eine gute Adresse für Stadtpläne, Flyer zu allen möglichen Museen und Veranstaltungen oder als kurzer Unterschlupf, falls deine Stadtführung an der gegenüberliegenden Albertina startet.
Wien Zentrum mit GuruWalk
Bratislava
Seestadt
Kaffeehäuser gibt es wahrlich genug in Wien. Du hast die Qual der Wahl zwischen den Traditionshäusern (bei denen man für einen Tisch gut und gerne auch mal stundenlang in der Schlange ansteht), Konditoreien mit verschiedenen Standorten (zu Stoßzeiten auch meist voll) und kleineren Cafés.
Als Torten-Fan habe ich mich durch einige Wiener Spezialitäten probiert.
Konditorei Oberlaa
Meine absolute Empfehlung ist die Schoko-Mousse-Torte
Café-Konditorei Aida
Hier war ich oft während meiner früheren Reisen nach Wien. Leider verkaufen sie keine Pralinen mehr
Café Diglas
Hier hatte ich das teuerste Stück Kuchen – stolze 5,90 EUR! Das war leider nicht so überzeigend wie die oben erwähnte Schoko-Mousse-Torte
Café Sperl
Traditioneller geht es kaum noch
Zwei Mal hatte ich das Vergnügen, meine Kollegen auf ihren Tourneen besuchen zu können. In der Szene und im Gasometer hatte ich zwei tolle Konzertabende.
Palm Beach Bar
Kleine, feine Cocktailbar
Mein viertes Coworking habe ich total genossen!
Wien ist für mich eine großartige Stadt, in die ich gerne noch tiefer eintauchen würde.
Die fünf Wochen sind wie im Nichts rumgegangen.
Dieses Mal fand ich die Kombination aus eigener Wohnung und separatem Coworking richtig toll. Ich schau mal, ob ich das in Zukunft so weiterverfolge.
Mein nächster Aufenthalt in einem Coworking und Coliving steht noch nicht fest, es darf aber 1. ruhig wärmer und 2. wieder eine Insel werden.
Bis dahin
Sandra
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Dann lies gleich noch meine Beiträge über meine Coworking und Coliving-Zeiten auf Malta, Teneriffa und Sardinien!